Johanniskraut ist eine der bekanntesten Heilpflanzen bei depressiven Verstimmungen und nervöser Unruhe. Das Lippenblütlergewächs enthält Wirkstoffe, die ähnlich wie synthetische Antidepressiva im Gehirn wirken. In diesem Ratgeber erfährst du alles Wichtige über die Heilpflanze Johanniskraut.
Ich erkläre dir die botanischen Hintergründe, die wichtigsten Inhaltsstoffe und ihre Wirkmechanismen. Du lernst, bei welchen Beschwerden und Krankheiten Johanniskraut angewendet werden kann. Auch mögliche Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten werden thematisiert. Praktische Tipps zur Einnahme, Dosierung und Lagerung runden den Ratgeber ab.
Inhaltsverzeichnis
Botanik und Vorkommen
Johanniskraut ist die Trivialbezeichnung für Pflanzen der Gattung Hypericum. Es gibt etwa 400 Hypericum-Arten weltweit, von denen viele als Heilpflanzen genutzt werden.
In Europa ist vor allem das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) verbreitet. Es wächst auf trockenen bis frischen Wiesen und Wegrändern und ist an seinen gelben Blüten zu erkennen. Weitere häufige Arten sind Tüpfel-Johanniskraut und Kanten-Johanniskraut.
Johanniskraut bevorzugt sonnige Standorte auf nährstoffarmen, drainierten Böden. Die mehrjährige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 30 bis 80 cm. Sie blüht von Juni bis September leuchtend gelb.
Inhaltsstoffe und Wirkung
Für die Heilwirkung von Johanniskraut sind vor allem die Hyperforine und Hypericine verantwortlich. Daneben enthält es ätherische Öle, Flavonoide und Gerbstoffe.
Hyperforin
Das Hyperforin gehört zu den Phloroglucinolen, einer Stoffgruppe phenolischer Verbindungen. Hyperforin ist eines der Hauptwirkstoffe von Johanniskraut. Es hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn.
Dadurch steigt der Spiegel dieser Botenstoffe, was antidepressiv und angstlösend wirkt. Hyperforin wirkt zudem entzündungshemmend und antibakteriell.
Hypericin
Das Hypericin ist ein Anthrachinon-Derivat. Es wirkt ebenfalls antidepressiv, indem es die Serotonin- und Melatonin-Rezeptoren im Gehirn beeinflusst. Daneben zeigt Hypericin eine antivirale Wirkung.
Durch die Kombination der Inhaltsstoffe wirkt Johanniskraut ausgleichend auf die Stimmung und kann bei Depressionen die körpereigene Serotonin-Produktion ankurbeln.
Anwendungsgebiete
Johanniskraut findet vor allem bei folgenden Beschwerden Anwendung:
- Leichte bis mittelschwere Depressionen
- Nervosität und Angstzustände
- Seasonal Affective Disorder (SAD) – saisonale Depression im Winter
- Schlafstörungen
- Menstruationsbeschwerden und Wechseljahresbeschwerden
- Entzündungen und Verbrennungen (äußerliche Anwendung)
Johanniskraut gilt als pflanzliches Antidepressivum mit guter Verträglichkeit. Es sollte allerdings nicht eigenmächtig bei schweren psychischen Erkrankungen angewendet werden.
Anwendungsformen
Johanniskraut ist in Apotheken und Reformhäusern in folgenden Darreichungsformen erhältlich:
- Johanniskrautöl – durch Mazeration gewonnenes pflanzliches Öl
- Johanniskrauttee – aus den getrockneten Blüten und Blättern
- Johanniskrautkapseln – mit standardisiertem Hypericin-Extrakt
- Johanniskrauttabletten – mit speziellen Wirkstoffkombinationen
- Johanniskrautsalbe – mit dem Mazerationsöl zur äußeren Anwendung
Johanniskrautöl wird durch mehrwöchiges Einlegen der Blüten in Pflanzenöl gewonnen. Es ist reich an Hypericin und Hyperforin. Das Öl kann äußerlich bei Hautentzündungen oder Schmerzen angewendet werden.
Als Tee übergießt man 2 TL getrocknete Johanniskrautblüten mit kochendem Wasser und lässt 10 Minuten ziehen.
Dosierung und Einnahme
Präparate mit Johanniskrautextrakt enthalten meist 500-900 mg Extrakt pro Tagesdosis. Diese wird morgens und abends eingenommen.
Der Johanniskrauttee kann 2-3 mal täglich frisch aufgebrüht getrunken werden. Johanniskrautöl verwendet man äußerlich mehrmals täglich in kleinen Mengen.
Johanniskraut sollte über mindestens 4-6 Wochen eingenommen werden, da die Wirkung nicht sofort einsetzt. Man kann Johanniskraut auch über Monate oder Jahre anwenden.
Vorsicht bei Kombination mit anderen Medikamenten! Johanniskraut kann die Wirkung vieler Arzneimittel beeinflussen. Deshalb sollte man vor der Einnahme unbedingt einen Arzt konsultieren.
Nebenwirkungen
Bei korrekter Dosierung ist Johanniskraut normalerweise gut verträglich. Gelegentlich können leichte Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit oder phototoxische Hautreaktionen auftreten.
Bei Überdosierung können verstärkt Nebenwirkungen wie Unruhe, Herzrasen, vermehrtes Schwitzen und Schlafstörungen vorkommen. Akute Vergiftungserscheinungen sind jedoch sehr selten.
Schwangere sollten ganz auf Johanniskraut verzichten, da die Auswirkungen auf den Fötus noch nicht abschließend geklärt sind. Stillzeit und Lebererkrankungen sind weitere Kontraindikationen.
Lagerung und Aufbewahrung
Johanniskrautprodukte sind vor Licht, Luft und Feuchtigkeit geschützt aufzubewahren. Kapseln, Tabletten und Tropfen lagert man am besten bei Zimmertemperatur in der Originalverpackung. Das Kraut sollte dunkel und kühl gelagert werden.
Die Haltbarkeit beträgt etwa 1-2 Jahre bei korrekter Lagerung. Da Johanniskraut seine Wirkstoffe verlieren kann, sollte man alte Vorräte entsorgen und keine abgelaufenen Präparate verwenden.
Johanniskraut ist eine bedeutende Heilpflanze mit antidepressiver und stimmungsaufhellender Wirkung. Die Inhaltsstoffe Hyperforin und Hypericin machen es zu einer pflanzlichen Alternative bei Depressionen und Angstzuständen.
Allerdings sollte Johanniskraut nur nach ärztlicher Absprache bei psychischen Erkrankungen angewendet werden. Bei leichten Depressionen und Verstimmungen kann es die Stimmung sanft heben und so die Genesung unterstützen. Achte stets auf eine korrekte Dosierung und Anwendungsdauer, um Nebenwirkungen zu vermeiden.
3 Rezeptvorschläge mit Johanniskraut als Heilpflanze
1. Johanniskraut-Salbe bei Nervenschmerzen
- 100 ml Johanniskrautöl
- 50 g Bienenwachs
- ätherisches Öl nach Wahl (z.B. Lavendel, Rosemary, Pfefferminze)
Zubereitung:
Bienenwachs im Johanniskrautöl schmelzen und vom Herd nehmen. 10 Tropfen ätherisches Öl hinzugeben und umrühren. In Dosen abfüllen und auskühlen lassen.
Die Johanniskraut-Salbe bei Nervenschmerzen oder Entzündungen auftragen und sanft einmassieren.
2. Johanniskraut-Tee bei nervöser Unruhe
- 1 TL getrocknete Johanniskrautblüten
- 250 ml kochendes Wasser
Zubereitung:
Einen TL Johanniskrautblüten mit kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Den Tee täglich bei nervöser Unruhe, Angstzuständen oder Schlafstörungen trinken.
3. Johanniskraut-Spülung bei Entzündungen
- 2 EL getrocknete Johanniskrautblüten
- 250 ml kochendes Wasser
Zubereitung:
Johanniskrautblüten mit kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen. Die Spülung mehrmals täglich bei Mund- und Zahnfleischentzündungen anwenden.
Johanniskraut – Die pflanzliche Kraft gegen seelisches Leid
Johanniskraut ist eine der am besten erforschten Heilpflanzen im Bereich der seelischen Gesundheit. Die enthaltenen Wirkstoffe Hyperforin und Hypericin machen es zu einem natürlichen Antidepressivum, das bei leichten bis mittelschweren Depressionen und Angstzuständen unterstützend eingesetzt werden kann.
Im Gegensatz zu chemisch-synthetischen Präparaten greift Johanniskraut sanft in die Botenstoffregulation des Gehirns ein und kann so die Stimmung aufhellen und ausgleichen. Es sollte allerdings immer unter ärztlicher Kontrolle und mit der richtigen Dosierung über einen längeren Zeitraum angewendet werden, da die Wirkung erst nach Wochen einsetzt.
Richtig eingesetzt kann Johanniskraut vielen Betroffenen helfen, seelisches Leid zu mindern und wieder Lebensfreude zu finden. Diese beeindruckende Heilpflanze ist eine große Bereicherung für die pflanzliche Therapie bei Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen.